
Was ist Zen?
Das erste Wort das Buddha von sich gab nachdem er Erleuchtung erlangt hatte war: Leiden.
Immer und überall leiden wir. Wie können wir dem Leiden entkommen?
Im Hinayana-Buddhismus wird der Edle Achtfache Pfad praktiziert, den der Buddha gelehrt hat um dem Leiden zu entkommen. Durch diesen Pfad können wir die rechte Sicht auf die Welt, das rechte Handeln in der Welt und das rechte Verständnis von uns in der Welt entwickeln.
Der Mahayana-Buddhismus geht dagegen davon aus, dass sowohl die Welt als auch wir selbst durch unseren Geist entstehen. Gestützt auf die Lehre des Buddha von den Sechs Paramitas wird deshalb im Mahayana-Buddhismus ausschließlich der Geist kultiviert - durch Freigebigkeit, die Einhaltung der Gebote, Geduld, beständiges Bemühen, Versenkung und Weisheit.
Auf diese Weise wurde viele Jahre lang der Buddhismus praktiziert bis eines Tages der Patriarch Bodhidharma von Indien nach China kam und die Frage stellte: „Was ist eigentlich dieser Geist den ihr da beständig kultiviert?"
Niemand hatte darauf eine Antwort und mit der Hinwendung zu dieser einen Frage entstand der Zen-Buddhismus: Was ist dies? Wer bin ich?
Zen bedeutet, die wahre Natur zu sehen
Zen, Zen, Zen - selbst wenn Du dies einen ganzen Tag lang sagst, ist das nicht Zen.
Wenn du wirklich und auf der Stelle wissen möchtest was Zen ist, dann solltest du selbst den Gedanken an Zen aufgeben und deinen Geist klar halten, indem du an deinem Koan festhältst.
Ein bedeutender Lehrer sagte:
“In aller Stille Richtung Norden sitzend, solltest du mit einer Frage die südliche Richtung erblicken.
Wenn dem so ist, kannst du die Botschaft des wahren Menschen ohne Körper begreifen, der hier sitzt.”
Bildlich gesprochen ist das Zen-Reich wie der leere Himmel ohne den Hauch einer Wolke. Wenn du aber einen einzigen Gedanken an den Himmel in dir aufkommen lässt, dann befindest du dich nicht mehr in richtiger Weise in der Zen-Welt.
Ich frage dich: Wo kommt der leere Himmel her und wer erzeugt ihn?
Das Zen-Reich ist nichts anderes als die Welt des reinen Geistes, die alle fühlenden Wesen kultivieren und erlangen sollten. Wenn du im Zen-Reich leben möchtest, dann möchte ich dich dazu ermahnen, zehntausend Jahre lang geradewegs zu dem Ort zu gehen, der weder Himmel noch Erde ist.
Und noch einmal: Wenn du in eben diesem Moment andere Gedanken aufkommen lässt oder Bewegung in deine Ruhe bringst, dann wirst du auf der Stelle zur Hölle fahren. Warum?
Weil genau der Moment deiner Bewegung bereits verfehlt ist.
Deshalb solltest du, indem du Tag und Nacht einzig und allein still sitzt (nicht mit dem Körper, sondern indem du den Koan-Geiste hältst), dein wahres Gesicht reflektieren und in Bewegungslosigkeit verharren. Wenn dem so ist, solltest du dich im Zustand wahrer Armut, in dem alles verschwindet, befinden.
Im Wesentlichen ist unsere tatsächliche Existenz nichts als ein Lichtstrahl reinen Geistes ohne jeglichen Besitz. Dies bedeutet, dass das Licht des reinen Geistes die höchste Seligkeit ist. Dennoch solltest du wissen, dass sogar dieses Licht selbst ein Trugschluss ist.
Daher sagte ein bedeutender Lehrer:
“Meine Armut des letzten Jahres war keine wahre Armut. Dieses Jahr ist es wahrhaft Armut.
In der Armut des letzten Jahres gab es nicht genug Platz um eine Ahle zu stecken.
In der Armut dieses Jahres gibt es nicht einmal eine Ahle.”
Wer auch immer die oben stehende Strophe verwirklicht, wird den Weg erreichen können, auf dem ein Mensch ohne Zunge sprechen und ein Mensch ohne Arme eine Faust ballen kann.
Siehst du jetzt einen solchen Menschen? Wenn dies wirklich so ist, dann müsstest du jemand sein der im Zen-Reich lebt.
A-k! (ein Schrei, der im Koreanischen „Hal" genannt wird)
Leg alles nieder!
Halte einzig und allein dein Koan und gehe zehntausend Jahre lang geradewegs.