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Gong-An Zen
Was ist Gong-An Zen?

Ein Zen-Mönch fragte einst Zen-Meister Jo-ju (chin.: Chao Chou):
„Im Sutra steht: 'Alle Dharmas kehren in eins zurück'.
Wohin kehrt dann dieses Eine zurück?”

Zen-Meister Jo-ju antwortete:
„Als ich in Cheong-ju (chin.: Ching Chou) war,
fertigte ich einen Anzug aus Hanfstoff, der ein Gewicht von sieben Pfund hatte.”

Was bedeutet dies?

Das Gong-An (jap.: Koan) ist eine Frage von essentieller Bedeutung die durch Zen Praxis beantwortet werden sollte. Es wird auch „Hwa Du” oder „Gong-An der Patriarchen” genannt. In der Tradition des Zen-Buddhismus’ gibt ein Zen-Meister seinen Schülern ein Gong-An (Hwa-Du), um in ihnen einen tiefen Zweifel zu erwecken der sie zur Erleuchtung über die Frage des gegebenen Gong-Ans führen wird. Die Antwort auf ein Gong-An muss, ohne Ausnahme, durch einen scharfäugigen Zen-Meister abgesegnet werden, denn wenn ein Schüler keine Bestätigung durch einen bedeutenden Zen-Meister, der selbst schon Erleuchtung erlangt hat, erhält, läuft er Gefahr, bloß einer weiteren Illusion aufzusitzen, die er sich selbst geschaffen hat.

Im alten China bedeutete das Wort „Gong-An” wörtlich „offizielles Dokument”. Wenn ein solches Dokument kopiert werden musste, wurde ein einziges Siegel zur einen Hälfte auf dem Original, zur anderen Hälfte auf der Kopie aufgebracht. Die Authentizität der Kopie wurde somit bestätigt, wenn beide Hälften des Siegels zusammenpassten. In gleicher Weise sollte die Antwort eines Schülers mit der vorangegangenen Erleuchtung des Zen-Meisters über das Gong-An übereinstimmen, d.h., dass der Geist des Schülers in vollkommener Weise mit dem Geist des Zen-Meisters im Gleichklang stehen sollte. Das Dharma-Siegel (als Beweis für die Erleuchtung) sollte von Zen-Meister zu Schüler auf diese Weise übertragen werden. Dies wird auch „die Übertragung von Geist zu Geist” genannt.


Geschichte des Gong-An Zen

Die erste Übertragung von Geist zu Geist ist die Übertragung des Dharma von Shakyamuni Buddha an seinen Schüler Mahakasyapa. Diese Begebenheit wird im Dae-Beom-Cheon-Wang-Mun-Bul-Gyul-Ui Sutra wiedergegeben. Dort steht geschrieben, dass Buddha, als er das Sad Dharma Pundarika Sutra auf dem Young Chui Berg (Grdhrakuta) lehrte, eine Blume hochhielt, die ihm von einem König mit Namen Dae Beom Cheon Wang gegeben worden war, und er diese Blume ohne ein Wort zu sagen den Versammelten zeigte. Niemand verstand die Bedeutung dieser Geste, aber Mahakasyapa, der ganz weit hinten saß, lächelte dabei. Sobald Buddha ihn sah, rief er aus: „Ich vertraue den wahrhaftigen Dharma den ich erleuchtet habe Mahakasyapa an.“

So wurde Mahakasyapa der Erste Patriarch in Indien nachdem Buddha in das Nirvana eingetreten war. Von da an erfolgte die Übertragung des Dharma vom Geist eines Meisters zu einem Schüler fortlaufend bis hin zum 28. Patriarchen Bodhidharma, der Indien verließ und nach China ging, wo er in einer Höhle hinter dem Sorim Tempel (Shao Lin Tempel) neun Jahre lang mit dem Gesicht zur Wand saß und Zen praktizierte. Von Bodhidharma bis in die Gegenwart wurde der Zen Buddhismus, den Übertragungslinien folgend, in dieser lebendigen Weise weitergegeben.

Die Geschichte der Patriarchen begann mit der Übertragung des Dharma von Buddha an Mahakasyapa. Für Zen-Praktizierende ist es jedoch nicht die historische Begebenheit der Übertragung von Geist zu Geist die von Bedeutung ist, sondern die Gong-An-Frage, die sich hinter diesem Ereignis verbirgt: „Warum lächelte Mahakasyapa als Buddha eine Blume hochhielt?“.
Jemand der fähig ist, die Bedeutung von Mahakasyapas Lächeln zu erlangen, kann auch die Bedeutung von Buddhas Hochhalten einer Blume erleuchten. Dieses Gong-An wird das Yeom Hwa Mi So Gong-An („Mahakasyapa lächelte als er Buddha eine Blume hochhalten sah“) genannt. Es wird als Ursprung des Zen erachtet.


Was ist Gong-An Zen?

Die Praxis des Gong-An Zen bedeutet, dass man einen Geist des Zweifels entstehen lässt, d.h. eben einen Geist der erfüllt ist von der Suche mit einer Frage. Der Zustand des Haltens der Frage über ein Gong-An ist dabei von herausragender Bedeutung. Im Gong-An Zen geht es nicht um Theorien von literarischer Schönheit oder philosophischer Brillanz.

Ein Mönch fragte einst den berühmten Zen-Meister Jo-ju: „Hat ein Hund die Buddha-Natur oder nicht?“ „Mu (Nein)!“, antwortete Jo-ju. Diese Antwort muss den Schüler mit einem großen Zweifel erfüllt haben, denn sie besagte geradezu das Gegenteil der Lehre Buddhas wonach alle Lebewesen die Buddha-Natur haben. Da ein Schüler die Worte eines Zen-Meisters ebenso wie die Worte Buddhas respektieren sollte, findet er sich gefangen in diesem Widerspruch zwischen Jo-jus Antwort und Buddhas ursprünglicher Aussage. Deshalb hat er keine andere Wahl als all sein Wissen aufzugeben und die Bedeutung von Jo-jus Anwort zu erlangen indem er eine Frage entstehen lässt: „Warum hat Jo-ju gesagt, dass ein Hund keine Buddha-Natur hat?“ Indem er sich auf diese Weise fragt, betritt der Schüler die Welt des tiefen Zweifels. Nur eine Frage von solcher Beschaffenheit kann Gong-An oder Hwa-Du (jap.: Koan) genannt werden.

„Warum hat Jo-ju gesagt, dass ein Hund keine Buddha-Natur hat?“ - Praktizierende sollten beständig diese Frage in ihrem Geist halten. Weder durch die Hinweise anderer, noch durch das Lesen von Büchern kann diese Frage durchbrochen werden. Einzig durch das eigene Fragen und Zweifeln kann das Gong-An erleuchtet werden. Gong-Ans können niemals durch intellektuelles Wissen oder philosophische Erwägung gelöst werden. Ein Gong-An auf diese Weise zu lösen wäre genauso wie nach der Kuh zu suchen auf der man reitet. Stattdessen bedeutet Gong-An Zen, dass man alle weltliche Klugheit, alles Wissen und alle logischen Meinungen aufgibt und vollkommen eins wird mit der Frage des Gong-Ans.

Unsere Welt ist voller Rätsel: Wer bin ich? Woher bin ich gekommen bevor ich geboren wurde; wohin werde ich gehen, wenn ich sterbe? Wie wurde dieses Universum geschaffen und in welcher Beziehung steht es zu mir? Warum lebe ich? Warum werde ich sterben? All diese Fragen bieten uns beständigen Zweifel. Wir fühlenden Wesen sind erfüllt von all diesen Fragen und, für gewöhnlich, trauen wir uns nicht einmal, diese Fragen zu stellen. Der Einsicht des Buddhismus‘ zufolge sind die Umstände unseres Lebens durch niemand anderen als uns selbst geschaffen. Deshalb können die großen Rätsel des Lebens auch einzig durch uns selbst erfahren und in unserem eigenen Geist gelöst werden. Wenn man durch intensive Praxis letztlich das Gong-An durchbricht, verziehen sich alle Rätsel, alle Fragen wie Rauch. Dann wird die Soheit des Geistes klar erscheinen.

Der Gong-An-Praxisweg wird durch den Geist des großen Zweifels erweckt und aufrechterhalten und so ist es von herausragender Bedeutung für die Zen-Praxis sich die wesentlichen Fragen des Lebens tatsächlich zu stellen. Ohne eine Frage oder einen Zweifel könnte es weder Ansporn noch Fortschritt geben. Das Gong-An ist die treibende Kraft zur Erleuchtung. Mit dem Gong-An zu arbeiten löst einen Prozess aus durch den alle umherirrenden Gedanken vollkommen in einer wesentlichen Frage aufgelöst, gebündelt werden. Dadurch kann die Ruhelosigkeit des Geistes - alles Leiden und alle Ängste - überwunden werden.


Wie soll man mit dem Gong-An praktizieren?

Zen im Sitzen ist der Hauptweg um einen Zustand des beständigen Zweifels zu entwickeln. Später wird es einem möglich sein, diesen Zustand des beständigen Zweifels fortwährend zu halten, in welcher Situation auch immer man sich befinden mag - während der Arbeit oder während einer Pause; während man alleine oder während man mit anderen zusammen ist. Durch diese Art der Praxis können alle Zen-Praktizierenden sich letztlich von allem Leiden befreien, sogar von Leben und Tod.

Jemand der Gong-An Zen praktizieren möchte sollte zuallererst einen Zen-Meister finden auf dessen Anleitung er sich stützen kann und von dem er ein Gong-An erhalten wird das seinem Praxisniveau entspricht. Nachdem er ein Gong-An erhalten hat, sollte der Praktizierende mit all seiner Kraft versuchen, einen Zweifel über die Gong-An-Frage zu wecken und zu halten. Das Gong-An sollte zur Lebensquelle des Praktizierenden werden. Wenn dem Praktizierenden sein Gong-An entgleitet, bedeutet dies, dass sein Geist nicht mehr konzentriert ist und er abgelenkt wurde.

Eines Tages besuchte ein Mönch namens Nam-ak Huai-yang den Sechsten Patriarchen Hui-neng. Als Hui-neng den Mönch sich nähern sah, fragt er ihn: „Was für ein Ding kommt so hierher?“ Als Huai-yang diese Frage hörte, war er vollkommen verdutzt. Wie hätte er auf so eine Frage antworten sollen? Hätte er sagen sollen, dass dieses Ding ein Mensch sei oder einfach nur ein Gegenstand oder eine Art göttliches Wesen? Er war sehr beschämt und antwortete: „Ich weiß es nicht.“ Und so zog er sich zurück, in Schweiß gebadet. Von diesem Tag an hielt Huai-yang einen beständigen Zweifel über diese Frage aufrecht: „Was ist dieses Ding?“ Als er schließlich die Antwort erlangte, ging er wieder zum Sechsten Patriarchen Hui-neng, gab ihm die Antwort und wurde von ihm anerkannt. So wurde Hui-yang der offizielle Dharma-Nachfolger von Zen-Meister Hui-neng.


Welches Gong-An sollte man verwenden?

Zur Zeit sind etwa 1702 Gong-Ans bekannt die von bedeutenden Zen-Meistern verwendet wurden. Sie können in Gong-An Sammlungen eingesehen werden wie dem Gyongdeok-Jeondeung Rock, dem Byuck-Am Rock, dem Mu-Mun Kwan, dem Jong-Gyong Rock, dem Im-Je Rock oder dem Gal-Deung Jip.

Eines Tages fragte ein Schüler einen bedeutenden Lehrer: „Welches Gong-An ist das beste?“ Er antwortete: „Die zehntausend Fragen sind nichts als eine einzige Frage.“ Dementsprechend solltest du beständig mit nur einer Frage praktizieren: „Was bin ich?“, und du solltest nicht von deinem Weg abweichen. Geh geradezu: „Was bin ich? Was bin ich? Was bin ich?“ Dann werden deine zehntausend Fragen sich augenblicklich wie Rauch verziehen und es wird nur eine einzige Frage übrigbleiben.

Das „Was bin ich?“-Gong-An ist dein Haupt-Gong-An. Das Gong-An ist die treibende Kraft des Zen und die Wurzel der Erleuchtung. Was, dann, ist Zen?

Der Frühling kommt; das Gras grünt von alleine.
Der Sommer kommt; es ist sehr heiß.


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