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Gong-An Zen
Gong-An Sammlung
Die leeren Hände

Eines Tages besuchte ein Mönch namens Eom-Yang Zen-Meister Jo-Ju und sagte:
„Ich komme hierher mit leeren Händen."

Zen-Meister Jo-Ju antwortete: „Nun gut, dann leg es nieder."

„Ich sagte doch schon, dass ich mit leeren Händen gekommen bin. Was also soll ich niederlegen?", fragte der Mönch.

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Dong San bittet um Wasser

Der Mönch Dong San, der später ein großer Zen-Meister wurde und die Soto-Schule begründete, zog einst während eines heißen Sommers durch die Berge. Er war sehr durstig, aber es gab weder eine Quelle noch einen Brunnen in der Umgebung. Glücklicherweise kam da plötzlich eine schöne junge Frau mit einem Krug auf dem Kopf des Weges. Dong San wandte sich hocherfreut an sie und sagte: „Bitte, Bodhisattva, gebt mir ein wenig Wasser!“ Die junge Frau antwortete: „Das will ich gerne tun, wenn Ihr mir zuvor eine Frage beantwortet.“ „Bitte fragt“, erwiderte Dong San.

Die junge Frau setzte ihren Krug ab, wobei Dong San das reine und klare Wasser darin sehen konnte. Sie fragte: “Ehrwürdiger Mönch, gibt es in diesem Wasser Staub oder nicht?“ Dong San war sich ganz sicher und antwortete daher ohne zu zögern: „Das Wasser ist völlig klar und kein Staub darin.“

Die junge Frau antwortete daraufhin kühl: „Ihr, Ehrwürdiger Mönch, solltet das Wasser anderer nicht schmutzig machen“, setzte den Krug auf und ging.


Was bedeutet dies?
Durch welche Antwort hättet Ihr das Wasser aus ihrem Krug trinken können,
wenn Ihr an Dong Sans Stelle gewesen wärt?


Aus einer Dharma-Rede des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do

Fange den Klang der Zikaden und bringe ihn

An einem heißen Sommertag aß Zen-Meister Man Gong mit seinen Schülern unter einem Baum vor dem Po Dok Sah Tempel Wassermelone. Aus allen zehn Richtungen hörten sie den Gesang unzähliger Zikaden der Wälder.
Zen-Meister Man Gong sagte: „Ihr alle hört diesen Gesang der Zikaden. Könnt ihr mir den Klang der Zikade bringen, ist diese Wassermelone umsonst, könnt ihr es nicht, müsst ihr dafür zahlen.“
Alle Schüler fanden sich in einer schwierigen Situation, denn sie hatten kein Geld.
Da stand einer von ihnen plötzlich auf und machte mit seiner Stimme den Klang einer Zikade nach. Der Meister sagte: „Nein, du musst dafür bezahlen“.
Ein anderer zeichnete einen Kreis auf dem Boden, setzte sich in dessen Mitte und sagte: „In Form kein Buddha, in Buddha keine Form.“ Ein anderer Mönch tat mit seinen Armen so, als würde er wie eine Zikade fliegen.
Viele von ihnen gaben verschiedene Antworten, doch Zen-Meister Man Gong sagte jedesmal: „Nein, du solltest dafür bezahlen.“
Schließlich gab Bo Wol Snim eine richtige Antwort. Man Gong lächelte und sagte: „Du verstehst meinen Geist.“


Wärest du dort gewesen, was hättest du antworten können?
Was war die Antwort Bo Wol Snims?


Aus einer Dharma-Rede des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do

Es gibt hier ein Ding

Eines Tages sagte der Sechste Patriarch Hui-neng:

„Hier ist ein Ding.
Es hat weder oben noch unten,
weder Name noch Form.
Seine Helligkeit ist die der Sonne,
seine Dunkelheit ist die des schwärzesten Pechs.
Immer ruhend inmitten der Bewegung,
kann es in der Bewegung doch nicht erlangt werden.
Wie würdest du es nennen?“


Ehrwürdige Praktizierende, bitte bringt mir eure Antwort auf die vorgenannte Frage!

Der Weg des Buddhismus besteht nicht in der Verfeinerung des Denkens. Leben und Tod ziehen so schnell dahin, dass keine Zeit ist, sich im Nachsinnen zu verlieren.

Wenn du dich an dein eigenes Denken klammerst, wirst du noch nicht einmal von einem einzigen Grashalm frei sein. Immerzu von der gegenständlichen Welt angezogen, wirst du deinen Geist sogar verlieren, wenn du den Rock des Steinmädchens betrachtest.

Der Berg hat nie gesagt: „Ich bin ein Berg.“
Das Wasser sagt auch nicht: „Ich bin Wasser.“

Himmel, Erde, Buddha, Gott - was ist der wahre Meister, der all dies benennt?

Wo kommt es her?

Was ist dies?


Aus einer Dharma-Rede des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do

Die Schneeflocken des Laien Pang

Als der Laie Pang (korean. Bang Geo Sa) Abschied von Zen-Meister Yak San nahm, befahl Yak San zehn Zen-Mönchen, den Laien Pang zum Fuß der Berge zu geleiten.

Während sie von den Bergen herabstiegen, fiel Schnee in großen Flocken und die ganzen Berge waren von weißen großen Schneeflocken verdeckt.

Der Laie zeigte auf den Schnee in der Luft und sagte: „Oh, gut! Flocken, Schneeflocken, nicht einmal eine Flocke fällt an irgendeinem anderen Ort.“

Als einer der Zen-Mönche namens Ch’uan (korean. Jeon) seine Worte hörte, fragte er: „Wo fallen sie dann?“

Der Laie gab ihm plötzlich eine Ohrfeige.

Jeon sagte: „Selbst ein Laie sollte nicht so grob sein.“

Der Laie sagte: „Auch wenn du dich auf diese Weise einen Zen-Mönch nennst, wird dich der König des Todes nicht gehen lassen.“

Jeon sagte: „Und was ist dann mit dir, Laie?“

Der Laie gab ihm wieder eine Ohrfeige und sagte: „Deine Augen sehen wie ein Blinder, dein Mund spricht wie ein Stummer.“

Später sagte Zen-Meister Hsueh Tou (korean. Seok Du): „Als der Laie das erste Mal gefragt worden ist, hätte er einen großen Schneeball machen und den Mönch damit treffen sollen."


Kommentar des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do:

Ich möchte Sie alle fragen: Wenn Sie der Laie Pang gewesen wären, wie hätten Sie auf die Frage des Mönches - „Wo fallen die Schneeflocken“ - antworten können?

Sagen Sie: „Gerade vor meinen Augen“, oder: „Auf die ganzen Berge“?

Nein, nein. Solch eine Antwort kann selbst von einem Blinden gegeben werden. Wie würden Sie also antworten?

Die zehntausend Dharmas kehren in das Eine zurück. Sie sollten dieses Eine in richtiger Weise kennen. Und doch, wenn Sie abgesondert nach dem Einen suchen, wird es sofort verschwinden. Was dann? Legen Sie vor allem alles nieder und schauen Sie in Stille, wo all die Schneeflocken dahinschwinden und vergehen.

Zen-Meister Seok Do hat kommentiert: Der Laie Pang hätte einen Schneeball machen und den Mönch treffen sollen.

Ich habe aber eine andere Meinung. Und warum? Mir scheint, der Ehrwürdige Meister ist zu barmherzig gewesen.

Wäre ich Pang gewesen und man hätte mir diese Frage gestellt, so hätte ich zuerst gefragt: „Was ist genau das eine, das nach dem Ort sucht, an dem die Schneeflocken fallen?" Wenn er dann trotzdem genau diesen Ort noch nicht in richtiger Weise gesehen hätte, dann hätte ich ihn mit einem großen Stock bearbeitet.


Aus einer Dharma-Rede des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do

Bewegt sich der Berg oder bewegt sich das Boot?

Zen-Meister Man Gong unternahm einst eine Bootsfahrt zur An-Myon-Do-Insel mit einigen seiner Schüler.

Unterwegs, auf einen Berg zeigend, fragte der Zen-Meister seine Schüler:
Ist es der Berg oder dieses Boot, was sich bewegt?”

Alle Schüler waren verblüfft über die plötzliche Frage ihres Meisters.

In diesem Augenblick trat Hae Am vor und antwortete:
Weder bewegt sich der Berg, noch bewegt sich das Boot.”

Was bewegt sich denn dann?” fragte Man Gong.

Hae Am antwortete:
Der Geist ist es, was sich bewegt.”

Wie kannst Du das beweisen?”, fragte Man Gong.

Darauf zog Hae Am ein Taschentuch aus der Tasche und wedelte damit.

Man Gong beobachtete Hae Ams Antwort mit befriedigter Miene.
Wann ist deine Haushälterei (Praxis) so geworden?”

Hae Am antwortete:
Das ist schon lange her.”


Kommentar des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do:

Versteht ihr die Bedeutung davon, dass Hae Am mit seinem Taschentuch wedelte?
Dann, was ist dein Geist, und wie kannst du allen Widrigkeiten deines Lebens in diesem Samsara entkommen?


Aus einer Dharma-Rede des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do

Zen-Meister Nam Cheon schneidet die Katze entzwei

Im Kloster von Zen-Meister Nam Cheon stritten sich eines Tages die Mönche der östlichen und der westlichen Halle darüber, wem eine Katze gehöre. Die Mönche der östlichen Halle sagten: „Das ist unsere Katze!", die Mönche der westlichen Halle aber sagten: „Nein, diese Katze gehört uns, nicht euch!". Als Nam Cheon dies sah, hob er plötzlich die Katze empor und sagte: „Wer den Pfad erreicht hat, der gebe mir ein Wort. Dann werde ich sie nicht töten." Keiner aus der Gemeinschaft antwortete, und so schnitt Nam Cheon die Katze entzwei.


Ich möchte Sie fragen: Wären Sie in dieser Gemeinschaft, wie könnten Sie das Leben der Katze retten?
Nam Cheons Tanz, die Katze in der einen Hand, ein scharfes Schwert in der anderen, kann Mahakasyapas spöttischem Lächeln nicht entgehen.


Als Jo-Ju am Abend von seiner Arbeit zurückkam, erzählte Zen-Meister Nam Cheon ihm die gerade berichtete Geschichte, um ihn auf die Probe zu stellen. Sofort zog Jo-Ju seine Strohsandalen aus, legte sie sich auf den Kopf und ging.

Nam Cheon sagte: „Wärst du hier gewesen, hättest du die Katze retten können."


Ich möchte Sie noch einmal fragen: Warum ging Jo-Ju, kaum dass er die Geschichte von seinem Lehrer Nam Cheon gehört hatte, mit den auf seinen Kopf gelegten Strohsandalen fort? Und wie könnte diese Tat Jo-Jus der Katze das Leben gerettet haben?

Die Strohsandalen sind Schuhe, die man an den Füßen trägt. Warum also hat Jo-Ju sie trotzdem auf dem Kopf getragen?


Aus einer Dharma-Rede des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do

Mahakasyapas Lächeln

Eines Tages, als Shakyamuni Buddha das Sad-Dharma-Pundharika-Sutra (das Lotus-Sutra) auf dem Grdhrakuta-Berg lehrte, stieg er auf das hohe Podest und schwieg, anstatt zu lehren.

Die Menschenmenge wunderte sich sehr. Eine Minute verging, zwei Minuten vergingen, drei und vier Minuten vergingen. Schließlich hob er wortlos eine Blume hoch und zeigte sie der Versammlung. Aber keiner in der Menge verstand dies und alle waren verwirrt. In diesem Augenblick lächelte Mahakasyapa, der weit hinten saß, leise.

Der Buddha bemerkte sofort Mahakasyapas Lächeln und sagte: „Ich habe den Schatz des Auges des wahrhaftigen Dharma, den unsagbaren Geist des Nirvana und die Wirklichkeit ohne Form. Ich habe sie alle Mahakasyapa anvertraut.“

So wurde Mahakasyapa der erste Patriarch seit Buddhas Erleuchtung.

„Warum lächelte Mahakasyapa?“, also „Was bedeutet es, dass Mahakasyapa lächelte?“, wurde seither eine große Frage unter den Praktizierenden.

Ein bedeutender Lehrer sagte dazu: „Mahakasyapas Lächeln, als Buddha die Blume hochhielt, war ein spöttisches Lächeln“. Das bedeutet, dass Mahakasyapa gewissermaßen über Buddhas Geste des Hochhaltens der Blume lachte.


Ich möchte Sie jetzt fragen: „Warum lächelte Mahakasyapa Buddha spöttisch zu? Weshalb?“


Aus einer Dharma-Rede des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do

„In einem Baum" von Zen-Meister Hyang Eom

Einmal stieg Zen-Meister Hyang-Eom auf sein Podest, um eine Dharma-Rede zu halten und sagte: „Was ist dies? Dies eine ist eine Angelegenheit von großer Bedeutung im menschlichen Leben.

Es ist wie ein Mensch, der mit seinen Zähnen an einem Ast ganz oben in einem hohen Baum hängt. Seine Hände und Füße sind fest zusammengebunden, sodass er den Baum damit nicht berühren kann. Da fragt ihn ein Richter, der unter dem Baum steht: „Warum ist Bodhidharma nach China gekommen?"

Öffnet er seinen Mund, um zu antworten, stirbt er. Gibt er indes keine Antwort, wird er wegen des Verbrechens der Pflichtverletzung hingerichtet.


Kommentar des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do:

Ihr alle hängt, wie damals der Mensch, an dem Baum. Wie könnt ihr am Leben bleiben? Gebt mir ein Wort!


Aus einer Dharma-Rede des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do

Die leeren Hände

Eines Tages besuchte ein Mönch namens Eom-Yang Zen-Meister Jo-Ju und sagte:
„Ich komme hierher mit leeren Händen."

Zen-Meister Jo-Ju antwortete: „Nun gut, dann leg es nieder."

„Ich sagte doch schon, dass ich mit leeren Händen gekommen bin. Was also soll ich niederlegen?", fragte der Mönch.

Zen-Meister Jo-Ju erwiderte: „Wenn du es nicht niederlegen willst, nimm es wieder mit und geh."


Kommentar des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do:

Ich möchte Sie alle fragen: „Was sollten Sie niederlegen, wenn Sie der Mönch wären?"

Gar manch einer wandert ständig wie der Mönch mit etwas Überflüssigem von hier nach dort und merkt es noch nicht einmal. Wie armselig und verblendet! Sieh deine Hand an! Was für ein Ding trägst du in deiner Hand? Selbst wenn du kein Ding in der Hand hast, ändert das nichts.

Das, wonach Zen-Meister Jo-Ju fragt, ist kein solches Ding. Was aber ist es? Schnell, sag es mir!


Aus einer Dharma-Rede des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do

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Ein wahrer Satz

1. Unter dem Meer läuft die Schlammkuh und frisst den Mond in ihrem Maul.

2. Vor einem Felsen schläft ein steinerner Tiger und hält dabei ein Baby in seinen Pranken.

3. Die stählerne Schlange bohrt sich in das Auge des Diamanten.

4. Ein Elefant, der den Konlyun- (Sumeru-) Berg auf seinem Rücken trägt, wird von einem kleinen Vogel gezogen.

Einer der vier vorstehenden Sätze ist eine Wahrheit, die Leben geben oder nehmen kann.

Bitte gib mir ein Wort!


Aus einer Dharma-Rede des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do

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So ist Buddha

„Hell und klar strahlt das Licht des Geistes.
Die Wurzeln und Staube sind verschwunden.
Das Sein offenbart sich selbst, ununterbrochen.
Mit Worten kann es nicht ausgedrückt werden.
Die ursprüngliche Natur wird durch nichts verunreinigt.
Sie ist vollkommen wie sie ist.
Alle Illusionen zu beseitigen, das ist Buddha."


Das Wort „Buddha“ in der letzten Strophe passt nicht zu den Bedeutungen dieses Verses. Wie kann es „Buddha“ sein, alle Illusionen zu beseitigen?

Bitte, finde hierfür anstelle des Wortes „Buddha“ einen anderen, treffenderen Begriff.


Aus einer Dharma-Rede des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do

Was ist das „weder Gesprochene, noch Ungesprochene“?

Hier ist eine interessante Zen-Geschichte:

Ein außerhalb des Weges Suchender fragte den Buddha: „Ich frage Euch weder über das Gesprochene noch über das Ungesprochene. Wie steht es damit?"

Der Buddha blieb still.

Der außerhalb des Weges Suchende bezeugte dem Buddha seine Ehrerbietung und sagte: „Die große Güte und das große Mitgefühl des Buddha haben die Wolken meiner Verblendung aufgelöst und mich den Weg erreichen lassen".

Nachdem der Suchende gegangen war, fragte Ananda den Buddha: „Was hat der außerhalb des Weges Suchende verwirklicht, dass er sagte, er habe den Weg erreicht?" Der Buddha erwiderte:
„Er ist wie ein gutes Pferd. Er läuft, wenn er nur den Schatten der Peitsche sieht."


Kommentar des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do:

Dadurch, dass Buddha schweigend verharrte, hat er ihn voller Güte zum „Was ist es, das das Gesprochene und das Ungesprochene entstehen lässt und das daran anhaftet?" erweckt. Also, was hat der außerhalb des Weges Suchende aus dem Schweigen des Buddha erlangt?


Aus einer Dharma-Rede des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do

Vorne „drei-drei", hinten „drei-drei"
(Ein Dialog zwischen Manjusri und U-Tscho)

Vor langer Zeit lebte in China ein Mönch namens U-Tscho (chin.: Wu Cho, korean.: Mu-tschak Mun Hee). Eines Tages brach er zum Manjusri-Kloster auf, um dort durch intensives Gebet dem großen Bodhisattva Manjusri selbst zu begegnen. Auf dem Weg dorthin kam ihm ein alter Mann mit einem Ochsenkarren entgegen.

Der Alte fragte U-Tscho: „Wo kommen Sie gerade her?“ „Ich komme aus dem Süden“, antwortete dieser. Der alte Mann sagte: „Aus dem Süden? Nun, wie wird der Buddha-Dharma im Süden weitergegeben?“ U-Tscho antwortete: „Da das Ende des Dharma naht, halten nur wenige Mönche die Gebote ein.“ Der Alte fragte weiter: „Wie viele kommen zusammen?“ U-Tscho sagte: „An die dreihundert, fünfhundert.“

U-Tscho fragte nun seinerseits: „Wie wird der Buddha-Dharma hier weitergegeben?“ Der Alte antwortete: „Gewöhnliche Menschen und Weise leben miteinander: Drachen und Schlangen vermengen sich.“ U-Tscho fragte erneut: „Wie viele kommen zusammen?“ Der Alte antwortete: „Vorne drei-drei, hinten drei-drei.“

Hier war das Gespräch beendet. U-Tscho ging weiter und dachte über die letzte Antwort nach. Was mochte das bedeuten? Plötzlich begann er zu zweifeln, was es mit dem Alten auf sich habe. Er sah sich nach ihm um, doch dieser war mitsamt seinem Ochsenkarren verschwunden. U-Tscho wurde plötzlich klar, dass dieser alte Mann der große Bodhisattva Manjusri gewesen sein musste. Er kehrte um und praktizierte mit dem Koan „Vorne drei-drei, hinten drei-drei“ und verwirklichte Erleuchtung. Er wurde ein bedeutender Zen-Meister.


Kommentar des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do:

Hier haben wir einen sehr interessanten Dialog. Der Praktizierende U-Tscho haftet in seinen Fragen und Antworten an Formen und Erscheinungen an, der alte Mann spricht in Begriffen der Welt des Geistes.

Nun, wo sind Sie jetzt?
Wenn sie antworten: „Ich bin hier!“ ist Ihre Antwort von der Qualität der Antwort U-Tschos.

Was würden Sie antworten, wenn Sie der alte Mann wären?

Was bedeutet die Antwort des alten Mannes „Vorne drei-drei, hinten drei-drei“?


Aus einer Dharma-Rede des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do

Was ist die wahre Schatzkammer?

Als der Schüler Dae-ju erstmals zum Zen-Meister Ma-jo (Ma-tsu Tao-i) kam, fragte der Meister ihn: „Was willst du von mir?“

Dae-ju sagte: „Ich will, dass Sie mich den Dharma des Buddha lehren“.

„Was für ein Narr du bist!“ sagte Ma-jo. „Du hast bereits das größte Juwel der Welt und doch läufst du noch immer umher und fragst andere Leute um Hilfe. Es gibt nichts davon Abgesondertes, was ich dich lehren könnte.“

Dae-ju verbeugte sich erneut und sagte: „Meister, würdet Ihr mir bitte sagen, was dieser Schatz ist?“

Ma-jo sagte: „Wo kommt deine Frage her? Was ist es, das mich genau in diesem Moment fragt?
Es ist genau der Schatz, den du hast. Alles ist in dieser Schatzkammer aufbewahrt. Du bist der Meister des gesamten Universums. Darum kannst du alles frei nach deinem Belieben nutzen. Aber du hast das Deine immer aufgegeben und draußen danach gesucht.“


Kommentar des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do:

Verstehst du jetzt, was eine wahre Schatzkammer ist?

Wenn du eine Antwort gibst, schlage ich dich dreißig Mal.
Selbst wenn du keine Antwort gibst, schlage ich dich dreißig Mal.

Wie also kannst du frei sein von meinen dreißig Schlägen?


Aus einer Dharma-Rede des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do

Die drei Koan-Grenztore

Ein Praktizierender kultiviert den Buddha-Dharma, um die Buddha-Natur zu sehen und den Leiden von Leben und Tod zu entkommen.

Vor langer Zeit in China gab Zen-Meister Do Sol Snim den Suchenden des Weges immer das „Die drei Grenztore“ genannte Koan:

Alles Weltliche aufzugeben, zu sitzen und Zen zu praktizieren dient dazu, seine wahre Natur zu sehen. Wo also ist deine wahre Natur?

Um deine eigene Natur gesehen zu haben, musst du frei sein von Leben und Tod. Wenn also dein Augenlicht zu Boden fällt, wie kannst du da frei sein von Leben und Tod?

Um Leben und Tod entkommen zu sein, musst du verstehen, wohin du gehen wirst. Wenn sich also deine vier Elemente zerstreuen, wohin wirst du gehen?

Gelehrte Hörerschaft, wenn ihr durch die Fragen über die genannten drei Grenztore etwas erlangt habt, dann bringt bitte ein Wort.


Kommentar des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do:

Hast du deine Antwort nicht erlangt, dann fährst du zur Hölle, aber auch wenn du eine richtige Antwort bringst, fährst du direkt zur Hölle. Und warum? Wenn du wissen willst, warum, sieh hoch zu diesem blauen Himmel.

Der Himmel hat in der anfanglosen Vergangenheit nie ein Wort gesagt.
Verstehst du? Sich ein bisschen bewegen, schon ein Fehler.


Aus einer Dharma-Rede des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do

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Was ist das wahre Selbst (der Dharmakaya)?

Eines Tages kam ein Schüler zu Zen-Meister Jo-Ju und fragte: „Verehrter Zen-Meister, was ist der Dharmakaya (das wahre Selbst)?“

Der Zen-Meister antwortete: „Es ist der Heilkräutergarten.“

Der Schüler sagte: „Ist das alles, was ich verstehen muss?“

„Wenn das nicht genug ist, dann solltest du den Löwen mit dem goldenen Fell sehen“, entgegnete Zen-Meister Jo-Ju.


Kommentar des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do:

Wisst ihr, was ‚der Löwe mit dem goldenen Fell’ bedeutet? Habt ihr dieses Eine gesehen?

Wenn nicht, dann will ich euch einen Hinweis geben: Der Löwe mit dem goldenen Fell ist eben die wilde Kiefer, dort auf dem Berg – Begreifst du dies?


Aus einer Dharma-Rede des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do

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Das Koan (Gong-An): „Sumeru (König der Berge)"

Eines Tages kam Zen-Meister Un Mun zu seinen Zen-Schülern und sagte:
„Wenn du Gedanken entstehen lässt, fährst du zur Hölle," (aufgrund zahlreicher Sünden, die du dadurch erzeugst).

Da stand ein Mönch auf und fragte den Ehrwürdigen Zen-Meister:
Wenn ich nicht einen Gedanken erzeugte, wie würde es mir dann ergehen?”

Der Zen-Meister erwiderte: Sumeru!”, d.h. der Fehler (die Sünde) ist so groß wie der Berg Sumeru.


Kommentar des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do:

Ich will euch also fragen: Wenn Gedanken aufkommen, können da Fehler oder Sünden sein.
Wenn aber keine Gedanken aufkommen, dann könnten da auch keine Fehler oder Sünden sein.
Und dennoch: Warum hat Zen-Meister Un Mun gesagt, dass, sogar wenn nicht ein einziger Gedanke aufkommt, die Sünde so groß wie der Berg Sumeru sei?

Nun, gebe mir jemand ein Wort!


Aus einer Dharma-Rede des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do

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Zen-Meister Gu-Jis einer Finger

Gu-Ji war Klostervorsteher eines kleinen, schönen Klosters. Alle Welt respektierte ihn wegen seiner starken Praxis. Eines Tages meditierte er im Dharmaraum, als plötzlich mit großem Gelärme eine Frau erschien. Sie trug Mönchskleidung und einen großen Bambushut und hielt einen riesigen, mit Eisenringen versehenen Holzstock in den Händen. Sie umkreiste Gu-Ji mehrere Male, pflanzte sich dann ehrfurchtgebietend vor ihm auf, stieß den Stock auf den Boden und rief mit donnernder Stimme: „Gib mir ein Wort!“

Gu-Ji war über ein so unhöfliches Verhalten, noch dazu von einer Nonne, sehr verblüfft. Auf ihre Frage aber konnte er nur mit den Augen rollen. Sie schlug noch einmal mit dem Stock auf und rief „Gib mir ein Wort, und zwar plötzlich!“, doch Gu-Ji konnte wieder kein Wort hervorbringen. Daraufhin entfernte sich die Nonne. Gu-Ji blieb beschämt zurück. Er als hochstehender Mönch hatte dieser Nonne gegenüber kein Wort hervorbringen können!

Da erschien der allseits berühmte ältere Zen-Meister Yong-dam. Gu-Ji, verzweifelt wie er war, berichtete ihm von dem Vorfall und fragte ihn, was er, der Zen-Meister, in seiner Situation getan hätte. Daraufhin hob Yong-dam nur einen Finger und zeigte ihn Gu-Ji. In diesem Augenblick verwirklichte Gu-Ji die vollkommene Erleuchtung. Ab dann hielt er immer wieder Dharmareden indem er einfach nur einen Finger hob.


Kommentar des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do:

Wäret Ihr an Gu-Jis Stelle gewesen, was hättet Ihr der Nonne sagen können? Bitte, gebt mir ein Wort!


Aus einer Dharma-Rede des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do

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Zen-Meister Seo Am ruft „Meister!"

Zen-Meister Seo Am pflegte, während er auf die Berge vor sich schaute, zu rufen: „Meister!“ und antwortete: „Ja!“. Und er fuhr fort zu ermahnen: „Lasse dich nicht von Anderen täuschen!“ Darauf antwortete er: „Ja! Ja!“


Kommentar des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do:

Was bedeutet dies? Der Meister, der ruft, und der Meister, der antwortet, sind sie gleich oder verschieden? Und welcher ist der wahre Meister?“

Immerzu lasst ihr viele Dinge entstehen und haftet diesen an. Wenn ihr aufhört, etwas zu schaffen, ist da nichts. Dann könnt ihr den wahren Meister erlangen.

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Alle Laute sind Buddha-Laute

Eines Tages besuchte ein Mönch den großen Zen-Meister Tu Ja (chin. T'ou Tzu) und fragte ihn: „'Alle Laute sind Laute des Buddha', heißt es im Sutra – richtig oder falsch?“

Der Ehrw. Tu Ja sagte: „Richtig.“

Der Mönch sagte: „Ehrw. Meister, macht denn ihr Arschloch keine Furzlaute? Sind diese Laute auch Buddha-Laute?“

Daraufhin schlug ihn der Ehrw. Tu Ja.

Erneut fragte der Mönch: „Grobe Worte oder feinsinnige Gespräche, alles kehrt zu der ursprünglichen Bedeutung von Buddhas Lehre zurück – richtig oder falsch?“

Der Ehrw. Tu Ja sagte: „Richtig.“

Der Mönch sagte: „Kann ich Euch einen Esel nennen, Ehrw. Meister?“

Daraufhin schlug ihn der Ehrw. Tu Ja.

Später kritisierte ein bedeutender Lehrer: „Der Mönchsschüler weiß, wie er die Schnurrbarthaare des Tigers packen soll. Er weiß aber nicht um den üblen Geruch seiner eigenen Scheiße.“


Kommentar des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do:

Schneidest Du alle unterscheidenden Gedanken ab, sind alle Laute Buddhas Laute. Jedoch sind alle Gedanken und Vorstellungen, die Du jetzt erzeugst, nichts anderes als störender Lärm.
Wenn Du alle Gedanken und Vorstellungen anhältst, dann ist alles einfach so wie es ist. Dann sind alle Laute die Wahrheit und dann sind alle Formen die Wahrheit. Dann kannst Du in richtiger Weise sehen, dann kannst Du in richtiger Weise hören. Dann verstehst Du, dass der Berg einfach Berg ist und Wasser einfach Wasser.


Aus einer Dharma-Rede des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do

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Pai Chang und der Schrei der Wildgänse

Eines Tages gingen der Zen-Lehrer Ma Jo und sein Schüler Pai Chang eine Straße entlang. Da flog ein Schwarm Wildgänse mit quäkendem Schrei westwärts vorbei. Ma Jo, der Lehrer, hörte diesen Laut und fragte Pai Chang:

„Hast du den Schrei der Wildgänse gehört?"

„Ja, hochehrwürdiger Mönch."

„Was meinst du dann, wohin ist der Laut verschwunden?"

„Nun ja, der Laut ist nach Westen verschwunden.", erwiderte Pai Chang.

In diesem Augenblick drehte sich Ma Jo blitzschnell um und drehte mit aller Kraft die Nase seines Schülers um.

„Ah-rgh!" schrie Pai Chang voller Schmerzen auf.

Während Ma Jo seinen Griff lockerte sagte er: „Trau dich bloß noch einmal zu sagen, dass der Laut nach Westen verschwunden ist."

Da erlangte Pai Chang plötzlich große Erleuchtung.


Ich möchte Sie jetzt fragen: „Was hat Pai Chang erlangt?"
Wenn Sie an Pai Changs Stelle gewesen wären, was hätten Sie geantwortet?


Aus einer Dharma-Rede des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do

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Was ist dieses eine Ding?

Vor langer Zeit in China lebte der große Zen-Meister Hye-neung, der als der „Sechste Patriarch“ bekannt geworden ist. Vor einer großen Versammlung von Schülern stellte er einst die Frage: „Es gibt hier ein Ding. Es hat weder Name noch Form. Was ist dieses Ding?“

Da trat ein junger Mönch vor und sagte: „Das ist der Urgrund des ganzen Universums, der wesentliche Punkt meines eigenen Geistes, die Buddha-Natur dieses Praktizierenden.“

Der Patriarch Hye-neung erwiderte: „Wer so spricht, kann vielleicht in Zukunft ein schlauer und berühmter Mönch werden, aber niemals große Erleuchtung erlangen.“

Kommentar des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do:

Was also ist dieses eine Ding? Wenn du es nicht weißt, setze dich auf das Kissen, halte den Blick gesenkt und schaue in deinen Geist hinein. Halte immerzu die Frage aufrecht: „Was ist dies? Was ist dieses eine Ding ohne Namen und Form? Was ist es, das alles erschafft?“

Wenn du hingegen einfach nur auf dem Kissen sitzt und anderen Gedanken nachhängst, Gefühlen und Unterscheidungen anhaftest, dann kannst du niemals in das Zen-Tor eintreten.

Was also ist dies? Gib mir ein Wort!


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Was war dein ursprüngliches Gesicht bevor du geboren wurdest?

Hyang Eum, der Schüler des großen Zen-Meisters Pai Chang, war sehr gebildet und weise, er wusste aber nicht um die Bedeutung von Leben und Tod. Das Dahinscheiden seines Meisters warf daher in ihm tiefe Fragen auf: „Gibt es ein Leben nach dem Tod? Wohin werde ich gehen, wenn ich sterbe?“ So saß er alleine in seinem Raum und war gefangen in vielen Illusionen.

Eines Tages besuchte ihn sein ältester Dharma-Bruder Wi San. Hyang Eum bat ihn: „Bitte belehre mich. Wohin werde ich gehen, wenn ich eines Tages sterbe?“ Wi San antwortete: „Wenn du dies verstehen willst, so musst du wissen, was dein ursprüngliches Gesicht war, bevor du geboren wurdest.“

Hyang Eum war zwar zunächst erbost darüber, dass er eine Antwort erhalten hatte, die ihm keine Erleichterung verschaffte, sondern noch mehr Rätsel aufwarf. Aber dennoch fasste er den Entschluss, genau diesen Punkt unbedingt zu erleuchten, bevor er sterben würde, und er verließ das Kloster und zog in Flicken gekleidet von Tempel zu Tempel, wobei er Tag und Nacht immerzu diese Frage erforschte.

So vergingen etwa fünf Jahre. Da schlug, als Hyang Eum gerade im Garten eines Tempels arbeitete, ein Kieselstein laut gegen einen Bambusstamm. Als Hyang Eum diesen Klang hörte, fiel schlagartig alles intellektuelle Wissen von ihm ab und er erlangte Erleuchtung.

Was bedeutet dies?
Selbst wenn du alles Wissen dieser Welt hast, so ist dies doch nur Illusion und kann dir nicht helfen. Erlangst du jedoch durch unentwegte Praxis wahres Wissen, kannst du dich von Leben und Tod befreien.

Ich hoffe also, ihr praktiziert so entschlossen mit eurer Frage wie der Zen-Schüler Hyang Eum und erlangt große Erleuchtung zum Wohle aller Wesen.


Aus einer Dharma-Rede des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do

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Deok San und die Reiskuchenverkäuferin

Vor langer Zeit in China war Deok San ein großer Sutren-Meister, der im ganzen Land berühmt war für seine tiefgründige Kenntnis des Diamant-Sutras und für die Kommentare, die er dazu verfasst hatte. Eines Tages vernahm er, dass es im Süden Klöster gebe, in denen die Mönche den ganzen Tag nichts anderes täten als mit dem Gesicht zur Wand zu sitzen. Darüber war er sehr empört und beschloss, dorthin zu gehen und diese irre geleiteten Mönche zu belehren, was die wahre Lehre Buddhas sei. So zog er - mit seinen Kommentaren zum Diamant-Sutra auf dem Rücken - los.

Eines Tages, die Mittagszeit war schon vorbei, kam er hungrig zu einem kleinen Reiskuchenladen, den eine alte Frau führte. Deok San sagte: „Bitte geben Sie mir etwas Reiskuchen. Ich möchte meinen Hunger stillen [chin. wörtlich: „Ich möchte einen Punkt auf den Geist setzen“]“. Die Alte, die ihn höflich empfangen hatte, erwiderte: „Ich sehe, Sie sind ein großer Gelehrter. Wenn Sie mir eine Frage zum Diamant-Sutra beantworten können, ist der Reiskuchen für Sie umsonst, wenn Sie sie jedoch nicht beantworten können, kann ich Ihnen keinen Reiskuchen geben.“ Deok San war sehr empört und rief aus „Fragen Sie nur zu! Ich kann jede Frage zum Diamant-Sutra beantworten!“
Die Reiskuchenverkäuferin sprach: „Im Diamant-Sutra heißt es: ‚Der vergangene Geist kann nicht ergriffen werden, noch kann der gegenwärtige Geist ergriffen werden, noch kann der zukünftige Geist ergriffen werden.' Wenn das so ist, wo könnt Ihr dann einen Punkt setzen?“

Deok San war über diese Frage vollkommen verblüfft und wusste nicht weiter.


Kommentar des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do:

Was hättet Ihr antworten können, um in den Genuss des köstlichen Reiskuchens zu kommen? Ich gebe Euch einen Hinweis: Für den, der wirklich hungrig ist, steht der Reiskuchen an erster Stelle. Nur für den, der nicht richtig hungrig ist, steht das Sutra an erster Stelle.


Aus einer Dharma-Rede des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do

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Was für ein Ding ist so gekommen?

Eines Tages besuchte der Schüler Nam-ak Huai-yang den berühmten sechsten Patriarchen Hye-neung. Als der Schüler angekommen war, fragte ihn Hye-neung: „Was für ein Ding ist so hierher gekommen?“
Huai-yang war vollkommen verblüfft und brachte keine Antwort heraus. So sagte er: „Ich weiß nicht.“
Er kehrte zu seiner Einsiedelei zurück und praktizierte intensiv, ohne je seinen Griff um diese Frage zu lockern: „Was ist dieses Ding? Was bin ich?“ So praktizierte er acht Jahre lang. Nachdem er einen starken Glauben hinsichtlich der Frage erlangt hatte, beschloss Huai-yang, den sechsten Patriarchen erneut zu besuchen. Er ging zu ihm und gab folgende Antwort: „Selbst wenn Ihr mich 'ein Ding' nennt, ist es bereits nicht richtig.“
Nach diesem Gong-An-Gespräch wurde Huai-yang schließlich vom sechsten Patriarchen Hye-neung der Dharma übertragen.


Kommentar des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do:

So sollte ein Praktizierender einen starken Zweifel über das empfangene Gong-An (jap. Koan) aufrecht erhalten. Dann werden mit der Zeit die zehntausend Zweifel, die in seinem Geist aufsteigen, in einen einzigen wesentlichen Zweifel eingeschmolzen. Er sollte sich dann bemühen, seinen Gong-An-Zweifel nicht zu verlieren. Er sollte ihn festhalten und die Kraft, seine Aufmerksamkeit auf den Gong-An-Zweifel zu konzentrieren, steigern.

Hältst du auf diese Weise beständig den einen Gong-An-Zweifel aufrecht, so werden alle Leiden und Illusionen sich schließlich wie ein Dunstschleier auflösen. Dann bleibt nur das eine Gong-An und letztendlich wird auch das Gong-An selbst verschwinden. Dadurch wird aller Zweifel aufgelöst.

Dann:

Der Frühling kommt, das Gras grünt von selbst.
Der Sommer kommt, es ist heiß.


Aus einer Dharma-Rede des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do


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