
Dein „Großer Geist" ist Avalokitesvara Bodhisattva
Im Herz-Sutra steht: „Bodhisattva Avalokitesvara erkennt, als er tiefgründig das Prajnaparamita praktiziert, dass alle fünf Skandhas leer sind, und ist von allem Leid und Elend befreit.“
Wenn wir ernsthaft praktizieren, können wir alles Leiden überwinden so hat Buddha es auf unzählige Weisen wieder und wieder gelehrt.
Warum wird Bodhisattva Avalokitesvara hier genannt?
Bodhisattvas sind zentrales Kennzeichen des Mahayana-Buddhismus: Sie streben nach Erleuchtung (bodhi), stellen ihren Eintritt ins Nirvana jedoch bewusst zurück um alle fühlenden Wesen (sattva) zu erretten.
Als „Diejenige, die von hoch oben voll Mitgefühl hinabblickt“ verkörpert Avalokitesvara die Tugend des Mitgefühls besonders deutlich.
Buddha sitzt unbewegt während sein Verwandlungskörper in Form von Avalokitesvara mildtätig wirkt.
Avalokitesvara wird auf Koreanisch Kwan Se Eum Bo Sal genannt, was auch bedeutet: „Diejenige, die (mit allen Sinnen) den Klang der Welt wahrnimmt.“ Der Klang der Welt sind die Wehklagen aller fühlenden Wesen zu denen sie herbeieilt um zu helfen.
Sie wird auch Kwan Ja Jae Bo Sal genannt: “Diejenige, die frei von allem wahrnimmt, d.h. ohne anzuhaften und die so anderen wahrhaft helfen kann, weil sie frei ist von ihren eigenen Begierden.
Aber wo ist Kwan Se Eum Bo Sal? Und: Wer genau sieht voller Mitgefühl auf alles herab?
In dieser Welt gibt es niemanden außer Buddha's Dharma-kaya (die eigene reine und klare Natur).
Zu glauben - wie es für Religionen üblich ist -, dass uns von hoch oben jemand schützt oder kontrolliert, ist im Buddhismus eine Anfänger-Meinung.
Wenn du deinen verwirrten Geist klärst, dann bist du selbst Bodhisattva Avalokitesvara.
Wenn dein Geist groß genug ist um das Leid dieser Welt aufzunehmen, wenn du eins mit allem geworden bist, dann werden deine eigenen Probleme ganz klein, geradezu inexistent.
Dann kannst du unbewegt sitzen, wie Buddha, während du beständig Mitgefühl ausstrahlst, einzig mit dem Gong-an (Koan): Wer bin ich?
Aus einer Dharma-Rede des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do
Berlin, November 2016
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Sich durch Erkennen der Leerheit vom Leiden befreien
Im Herz-Sutra heißt es: „Bodhisattva Avalokitesvara erkennt, als er tiefgründig das Prajnãpãramitã praktiziert, dass alle fünf Skandhas leer sind, und ist von allem Leid und Elend befreit“.
Leiden und Elend sind das große Problem aller Menschen. Gäbe es kein Leiden und keine Qual, bräuchten wir keine Lehren des Buddha, keine Praxis, kein Geld u.ä. Wie kommt es nun, dass Avalokitesvara-Bodhisattva, indem er die Leerheit aller Skandhas schaut, d.h. indem er tiefgründig erkennt, dass sowohl der Körper und alle Erscheinungen, als auch der Geist leer sind, vollkommen befreit ist von allem Leiden und von aller Qual?
Dazu müssen wir begreifen, dass das „Erkennen“ der Leerheit, von dem hier die Rede ist, eher metaphorisch gemeint und mehr ist als ein bloß intellektuelles Verstehen der Tatsache, dass alle Erscheinungen vergänglich sind (kor. gong gyon). Auf dieser Ebene stehenzubleiben ist sogar gefährlich und kann dazu führen, dass man in Nihilismus oder Hedonismus verfällt. Das wahre Schauen der Leerheit (kor. gong kwan) ist genau das vollendete Wahrnehmen der Essenz des Geistes. So kann man sagen: „Leerheit“ ist ein anderer Name für „Geist“.
Diese tiefgründige Lehre ist für weltliche Menschen unmöglich zu verstehen. Durch intensive Praxis aber könnt ihr ihre Bedeutung selbst erfahren: Wenn wir uns auf das Kissen setzen, alle Gedanken loslassen und uns nur auf das Koan stützen: “Was ist dies?“, wird der Geist immer ruhiger und friedlicher. Indem wir diesen Zustand aufrechterhalten, verschwinden alle Illusionen ganz natürlich. Ist der Geist auf diese Weise vollkommen klar, erkennt ihr: „Alles, vom kleinsten Staubkorn bis zum ganzen Universum, ist mein Geist“. Dann könnt ihr alle Schwierigkeiten auflösen und alles Leiden vertreiben.
Warum?
Weil alle Dinge dein Geist sind, und eben dieser Geist ist vollkommene Reinheit ohne jedes Leid und Elend.
Ihr Praktizierenden, wenn ihr also ein glückliches Leben führen wollte, bemüht euch unentwegt, alle anderen Gedanken niederzulegen und immerzu einen reinen und klaren Geist zu kultivieren. Dann habt ihr große Klarheit und große Kraft, euer Leben gut zu leben.
Aus einer Dharma-Rede des Ehrw. Zen-Meisters Young San Seong Do