Buddha, Dharma, Sangha
- all diese Botschaften, aus wessen Haushalt kommen sie?
Wer in dieses Tor eintreten will, muss alles Wissen ablegen. Nicht durch Worte und Begrifflichkeiten, sondern durch eine einzigartige Übertragung außerhalb der Schriften ist dies möglich. Indem man seinen Geist unmittelbar sieht, wird man Buddha.
Aaak! (Der Zen-Meister stößt einen Schrei aus, der auf Koreanisch „Hal" genannt wird.)
Woher ist dieser Laut gekommen, und wohin ist er verschwunden? Wenn Sie den Ursprung dieses Lautes in rechter Weise erkennen, können Sie das Geheimnis von Leben und Tod verstehen.
Nun: Woher ist dieser Laut gekommen, und wohin ist er verschwunden?
Bitte legen Sie alles nieder. Dann können Sie es deutlich sehen.
Eines Tages gingen der Zen-Lehrer Ma-Jo und sein Schüler Pai-chang eine Straße entlang. Da flog ein Schwarm Wildgänse mit quäkendem Schrei westwärts an ihnen vorbei. Ma-Jo, der Lehrer, hörte diesen Laut und fragte Pai-chang:
„Hast du den Schrei der Wildgänse gehört?"
„Ja, hochehrwürdiger Mönch."
„Was glaubst du dann wohin der Laut verschwunden ist?"
„Nun ja, also, der Laut ist nach Westen verschwunden", erwiderte Pai-chang.
In diesem Augenblick drehte sich Ma-Jo blitzschnell um und drehte mit aller Kraft die Nase seines Schülers um.
„Auaaa!", schrie Pai-chang voller Schmerzen auf.
Während Ma-Jo seinen Griff lockerte sagte er: „Trau dich noch einmal zu sagen, dass der Laut nach Westen verschwunden ist."
Da erlangte Pai-chang plötzlich große Erleuchtung.
Ich möchte Sie fragen: Was hat Pai-chang erlangt?
Ständig fragen wir uns, wohin alle Dinge verschwinden und wir sind verwirrt, wenn wir erleben, wie die Menschen um uns herum sterben und dahinschwinden wie dieser Klang.
Was ist Seon (Zen)?
Das Ziel des Seon liegt vor allem darin, sein wahres Selbst zum Erwachen zu bringen und sodann darin, sein eigenes wahres Wesen zu halten.
(Der Zen-Meister hält einen Juk-Bi-Stab empor.)
Sehen Sie diesen Stab? Was ist es, das diesen Stab sieht?
(Der Zen-Meister schlägt das Juk-Bi.)
Hören Sie diesen Klang? Was ist es, das diesen Klang hört?
Diesen Stab zu sehen und den Klang zu hören, ist das das gleiche oder etwas verschiedenes? Sagen Sie: „Das gleiche", dann fahren Sie zur Hölle. Sagen Sie: „Etwas verschiedenes", fahren Sie auch zur Hölle. Wie können Sie also verhindern, zur Hölle zu fahren? Was ist es also, das sieht und hört? Ist es der Geist? Ist es das Wesen? Ist es die Leerheit?
Im Surangama-Sutra wird es „Geist" genannt, aber ist es richtig, es „Geist" zu nennen? Außer „Geist" wird es mit vielen Arten von Namen bezeichnet, wie „Buddha", „ursprüngliche Natur", „Tathagata", „wahres Selbst", „der Von-der-Welt-verehrte-Eine", „Leerheit", „ein Ding", „ursprüngliches Gesicht" und vieles mehr, aber all das sind nicht bloß Worte und Begriffe die auf das eigentliche „eine Ding" verweisen, sondern nichts als Namen. Namen und Worte sind stets abstrakt und täuschend, und sie sind alle vergänglich. Sie dürfen solchen Täuschungen nicht anhaften. Sie dürfen nicht aufgrund solcher Täuschungen den wirklichen Zweck Ihres Lebens verkennen.
Was also ist dann das Erwachen seines wahren Selbst?
Das ist natürlich genau das Eine, das seine ursprüngliche Natur sieht.
Kennen Sie dieses nicht?
Wenn Sie etwas nicht wissen, was sollten Sie dann tun? Wie Sie wissen, kann man, wenn man etwas nicht weiß, nichts tun, als einen Zweifel darüber aufrecht zu erhalten: Was ist dies? Was ist das eine, das hier und jetzt sieht?
Sie dürfen nicht versuchen, es zu begreifen oder zu verstehen. Im Gegenteil: Sie müssen damit fortfahren, den Zweifel darüber aufrecht zu erhalten. Wenn Sie nur dies tun, wird am Schluss sogar der Zweifel selbst ganz von alleine verschwinden. Gehen Sie immer vorwärts: Was ist dies?
Im Gong-An-Seon (Koan-Zen), was ist da das Gong-An?
Einst kam ein Schüler namens Huai-yang zum berühmten sechsten Patriarchen Hui-neng.
Hui-neng fragte den Schüler sofort bei dessen Ankunft: „Was für ein Ding kommt hier?"
Als er diese Frage hörte wurde Huai-yang vollkommen sprachlos und erwiderte nur: „Ich weiß es nicht".
Weil er keine Antwort finden konnte, ging er dahin zurück, woher er gekommen war und praktizierte rund um die Uhr, wobei er nie seinen festen Griff um die Frage lockerte: „Was ist dies?"
Als er sich hinsichtlich der Antwort schließlich sicher geworden war, entschied er sich, den Sechsten Patriarchen erneut aufzusuchen. Als er zu ihm kam, antwortet er ihm: „Auch wenn Sie mich ein Ding nennen, ist es schon falsch."
Nach diesem Gong-An-Gespräch erhielt Huai-yang schließlich die Dharma-Übertragung vom Sechsten Patriarchen Hui-neng.
Wenn ein Praktizierender nur fortfährt, auf diese Weise einen starken Zweifel im Hinblick auf das ihm gegebene Gong-An aufrecht zu erhalten, so werden die zehntausend Zweifel und Täuschungen, die in seinem Geist aufwallen, mit der Zeit in dem einen wesentlichen Gong-An-Zweifel zusammenschmelzen. Dann sollte er dafür Sorge tragen, dass dieser Zweifel ihm nicht entwischt und sollte ihn beständig fest ergriffen halten. Das bedeutet, dass ein Praktizierender nicht zulassen darf, dass seine Frage ihm entkommt - wo auch immer er ist und was auch immer er tut - und er sollte mit der Kraft der starken Konzentration auf den Gong-An-Zweifel fortschreiten.
Seon-Praxis ist der Wesenskern aller Praxisformen im Buddhismus und das Seon des Gong-An-Schauens unterstreicht noch einmal die besondere Bedeutung der Erleuchtung die durch das Durchbrechen des Gong-Ans erlangt wird.
Die Gong-An-Praxis muss sich immer unmittelbar auf die Erleuchtung beziehen, und ein Praktizierender sollte immer gewahr sein, dass die Gong-An-Frage als Mittel zur Erlangung der Erleuchtung verwendet wird. Wer die wahre Bedeutung von Seon dadurch erlangt, dass er das gegebene Gong-An selbst durchbricht, kann in richtiger Weise in dieser Welt leben.
Eines Tages reinigte ein Abt den Dharma-Raum des Tempels. Da trat ein fremder Mönch mit vielfach geflickten Kleidern, der eine Zigarette rauchte, ein und spazierte im Dharma-Raum herum. Schließlich schnippte er die Asche seiner Zigarette auf die Handfläche der Buddha-Statue. Der Abt war angesichts einer solchen Schurkerei sehr aufgebracht und schrie wütend: „Bist du wahnsinnig?! Wie kannst du es als Mönch wagen, dem Buddha gegenüber eine solche Tat zu begehen?!"
Der Lumpenmönch lachte laut auf und sagte: „Im Avatamsaka-Sutra heißt es, dass die Dreitausend-großtausend-Weltsysteme alle der Dharma-Körper des Buddha sind. Also frage ich dich: Würde die Asche, wohin ich sie auch abschnippe, nicht immer auf den Körper des Buddha fallen?"
Da war der Abt sprachlos und konnte keine Antwort finden.
Jetzt frage ich Sie: Was könnten Sie antworten, wenn Sie der Abt wären?
(nach einer kurzen Pause)
Ich will für Sie antworten: Man sollte Reis besser in einer Essensschale als in einem Nachttopf servieren.
Welche Farbe hat der Himmel? Blau?
Ja, aber der Himmel hat nie gesagt: „Ich bin blau". Die Farbe des Himmels ist nur von Ihnen geschaffen. Ursprünglich ist der Himmel nicht blau. Warum erschaffen Sie eine Farbe für diesen leeren Raum?
Ich frage Sie jetzt noch einmal: „Was ist die ursprüngliche Farbe des Himmels?"
Antworten Sie: „Er ist blau", machen Sie einen Fehler. Warum? Weil der Himmel nie gesagt hat: „Ich bin blau". Wenn Sie antworten: „Er ist nicht blau", machen Sie auch einen Fehler. Warum? Weil der Himmel auch nie gesagt hat: „Ich bin nicht blau".
Wie also können Sie mir die ursprüngliche Farbe des Himmels mitteilen? Nur wenn Sie seine wahre Bedeutung erlangen, werden der Himmel und Sie schließlich eins. Dann ist alles in Ordnung, so wie es ist:
Berg ist Berg, Wasser ist Wasser - und der Himmel ist auch blau.